Lieber Dr. Belsky, liebes Team,
nach schlafloser Nacht, die ich überwiegend googelnd vor dem Rechner verbrachte, bin ich auf dieses Forum gestoßen und so begeistert, dass ich mich angemeldet habe.
Mein Problem steht im Betreff: 2. WSR vs. Zahn ziehen.
Erklärung:
– vorletzter Backenzahn oben (6er?)
– 2000: Krone (mit kleinem Problem)
– 2002: Erste Wurzelbehandlung
– 2009: Fistel
– 2010: Zweite Wurzelbehandlung (verborgenen 4. Kanal gefunden) plus Wurzelspitzenresektion (Herausholen einer erbsengroßen Entzündung)
– 2016: Fistel
– jetzt: Frage, ob zweite Wurzelspitzenresektion am selben Zahn oder Extraktion?
Gerade in diesem Jahr habe ich den Zahnarzt gewechselt. Mein alter Zahnarzt war Endodontologe, aber aus diversen Gründen kann ich nicht zu ihm zurück. Mein neuer Zahnarzt (kein Endodontologie-Spezialist) sagte, es gebe die beiden o.g. Möglichkeiten.
Er riet mir nicht zu der einen oder anderen Sache, sondern schilderte mir den Sachverhalt, erklärte mir alles und sagte, ich solle drüber schlafen.
Genau das kann ich aber nicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin 47 Jahre alt, gesund, Nichtraucherin und wollte eigentlich noch keinen Zahn verlieren. Außerdem habe ich die Befürchtung, wenn einer fällt, folgen die anderen. Schrecklich. Und natürlich das finanzielle Problem: Ich bin alleinerziehend, habe nur ein kleines Einkommen und muss sowieso überall sparen. Aber die Zähne sind mir ausgesprochen wichtig bzw. mir ist wichtig, dass mein Mund gut aussieht und ich keine Zahnlücken habe, wenn ich lache. (Und wenn ich nicht gerade eine Fistel habe, lache ich eigentlich sehr gern.)
Das ist das eine.
Das andere ist, dass mein Zahnarzt mich darauf hinwies, dass der Erfolg bei einer zweiten Wurzelspitzenresektion am selben Zahn nur mäßig sei. Und mir graut vor der Prozedur. Und ich denke, wozu das Elend, wenn der Zahn am Ende doch gezogen werden muss? Und im Internet stoße ich auch nur auf Sätze wie diesen: „Das Schlimmste, was man machen kann, ist eine zweite Resektion durchzuführen.“
Die Entzündung muss behandelt werden, sie puckert vor sich hin und die Fistel fistelt vor sich hin.
Was soll ich tun? Wie soll ich zu einer Entscheidung kommen?
Über einen Rat wäre ich sehr dankbar.
Herzliche Grüße
Elsie B.
PS: Und was ist dran an dem Gerücht, dass man mit einer Autoimmunerkrankung (ich habe eine Schilddrüsenerkrankung, die Hashimoto-Thyrio-?…) keine Implantate vertrage?
PPS: Und noch ein Foto:
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Sehr liebe Elsie!
Wenn Sie dort eine Entzündung haben (Fistel), dann muss der Zahn behandelt werden. Ich würde die Krone runter nehmen, nochmals eine endodontologische Revision machen, wobei ich dem Endodontologen sagen würde, er soll den Kanal offen lassen.
Dann würde ich den Kanal während der WSR abfüllen und den Zahn mit einer neuen Krone versiegeln.
Lieber Dr. Belsky,
vielen Dank für Ihren Rat!
Es klingt ganz einfach. Jetzt müssen nur noch die Kosten eingeplant werden und Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden. Auch das fällt mir sehr schwer.
Blöd ist halt, dass ich meinen alten Zahnarzt, bei dem ich mehr als zwanzig Jahre war, verlassen habe. Er war Endodontologe, ein ganz hervorragender, aber die Endodontologie-Preise haben mich stets geschockt. Deshalb bin ich dieses Jahr zum Zahnarzt meiner Kinder gewechselt, der praktischerweise auch noch um die Ecke wohnt und der mir zwei schicke Kronen gemacht hat. Jetzt kann ich kaum mit den schicken neuen Kronen im Mund zum alten zurück, was ich aber eigentlich gern täte, weil ich ihn für einen hervorragenden Endodontologen halte.
Ich ahne schon, was Sie denken, dass das doch völlig egal ist und mich diese Grübeleien nicht weiterbringen und es doch um die Zähne geht und nicht um irgendwelche zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Arzt und Patient, zwischen Zahn und Behandler. Aber da wir Menschen sind und nicht nur Verstandesroboter, ist das schwierig.
Ich möchte Sie nicht aufhalten, ich danke Ihnen erneut herzlich sowohl für Ihren fachmännischen Rat als auch für dieses Forum, in dem mehr oder weniger Verzweifelte reden können und, als wäre das nicht schon Hilfe genug, auch noch professionellen Rat bekommen. Danke.
Liebe Grüße
Elsie
Sehr liebe Elsie!
Lieber, lieber Dr. Belsky,
vielen Dank für Ihre Video-Antwort. Ich gestehe: Ich bin entzückt!
So entzückt, dass ich Ihnen verzeihe, mir ganz allgemein Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu unterstellen. Sie sind natürlich auch nicht abzustreiten, wenn man sieht, wieviel Gedanken ich mir mache, was irgendjemand wohl denken könnte, wenn usw. Das alles geht in Richtung Selbstwertthematik, die ich jedoch nur ungern hier vertiefen möchte. Es ist ja nicht einmal eine Couch in der Nähe… 😉
Zur Sache: Mein 26er. Sie haben Recht! Natürlich! Noch bevor ich Ihren klugen Rat bekam, bin ich selbst drauf gekommen und dachte, sei nicht albern, dachte ich, und bin hin zu meinem alten Zahnarzt gefahren. Dem Endodentologen. Sie müssen sich vorstellen: ich, unsicher, reuevoll, hochemotional (und alles nur wegen eines blöden Zahns, ich bin echt ein Huhn) und dann die Assistentin an der Rezeption, die ich um einen Termin bitte und der ich die Dringlichkeit kurz umreiße. Und der ich auch sage, dass ich die ausstehende Sache, die beiden Kronen, bei einem, räusper, anderen Arzt habe machen lassen. Sie sagt, na, das ist doch wunderbar, Hauptsache, es ist gemacht. Glauben Sie mir, lieber Dr. Belsky, da wurden schon meine Augen leicht feucht, fürchterlich. Vor dem kurzfristigen Termin gleich am nächsten Tag war ich dann wieder sehr emotional, auf der Zunge lagen sorgfältig ausgetüftelte Entschuldigungen. Aber bevor ich die loswerden konnte, sagte er nur: “Dann zeigen Sie mir mal Ihre Fistel.” Mir blieb nichts übrig, als die Worte runterzuschlucken und meinen Schnabel weit zu öffnen. Er wollte auch gar nichts hören. Sondern einfach, wie Sie sagen, seine Arbeit machen. Gestern hatte ich den ersten Teil der Revisionsbehandlung, in zwei Wochen folgt der zweite. Ob der Zahn erhalten werden kann, wird sich zeigen, aber ich bin froh, dass ich es zumindest versuche.
Ich danke Ihnen nochmals für Ihre fachliche und psychologische Unterstützung und habe zu guter Letzt noch eine Frage: Warum machen Sie das? Warum die ganze Mühe, die ganze Arbeit?
Herzliche Grüße aus Berlin
Elsie
Sehr liebe Elsie!
Warum machen Sie das? Warum die ganze Mühe, die ganze Arbeit?
Glauben Sie mir nicht, versuchen Sie es selber … gehen Sie zum Einkaufmarkt, kaufen Sie was leckeres und schenken das einem Bedürftigen. Achten Sie darauf, wie es Ihnen gehen wird dabei, am Abend … wenn Sie aufmerksam bleiben, dann werden Sie ein gutes Gefühl haben … das können Sie mit Geld nicht kaufen … probieren Sie es …