Lieber Herr DDr. Belsky,

heute muss ich mich mit meinem Problem einmal an Sie wenden, da ich wirklich mittlerweile am Verzweifeln bin.
Am 06. Juni wurde mir der vorletzte Backenzahn unten links gezogen. Dieser war seit 18 Jahren wurzelbehandelt. Eine WSR habe ich abgelehnt. Das Entfernen des Zahnes hat über eine Stunde gedauert, da die Wurzeln wohl schon mit dem Kieferknochen verwachsen waren. Dabei wurde mein Kiefer natürlich sehr belastet (zumal ich mit meiner furchtbaren ZA-Angst mich auch noch zusätzlich total verkrampft habe).

Anfänglich war alles in Ordnung. Bis auf ganz extreme Kopf- und Nackenschmerzen. Ich habe auch gleich nach der Ex für 6 Tage Amoxicillin genommen. Hier muss ich folgendes dringend erwähnen: Ich hatte bereits in den ersten 3 Tagen nach der Ex ALLES gelesen, was es im Internet wohl zu Problemen nach Zahnextraktionen zu lesen gibt :(. Das hatte zur Folge, dass ich unwahrscheinliche Angst hatte, dass sich etwas entzündet. Leider habe ich mir deshalb wohl den Blutpfropf teilweise ausgespült, sodass sich die Aveole nach 10 Tagen leicht eitrig entzündet hatte. Die ZÄ hat erstmal “nur” die Wunde gereinigt und zwei Tage lang einen Streifen eingelegt. Leider hat dies nicht die gewünschte Wirkung gebracht, sodass die Wunde nochmal komplett angefrischt wurde. Eine Woche lang wurden täglich die Streifen gewechselt und zusätzlich habe ich 10 Tage lang Clyndamicin genommen.

Bis auf meine panische ANGST war eigentlich alles soweit gut. Durch meine panische Angst habe ich ca. 30x am Tag vor dem Spiegel gestanden – natürlich mit weit aufgerissenem Mund – und habe meine Wunde betrachtet. Ehrlich gesagt kann ich Ihnen heute schon nicht mal mehr sagen, ob ich überhaupt WIRKLICH Schmerzen hatte. Ich hatte eigentlich hauptsächlich Angst. Wenn ich diese nicht mehr ausgehalten habe, bin ich zu meiner ZÄ gerannt und habe kontrollieren lassen. Befund: ALLES PRIMA :p
Eines Abends kam ich dann auf die Idee, ich könnte doch meine Knirschschiene mal wieder einsetzen. Leider habe ich diese – obwohl ich gemerkt hatte, dass sie nicht mehr passt – auch die komplette Nacht im Mund behalten. Und da ging es dann los, dass ich wirklich öfter leichte Schmerzen hatte. Meine ZÄ hat meine Kiefergelenke überprüft und kam zu dem Schluss, dass mein Kiefer total verspannt ist und hat mir Physio- und Manuelle Therapie aufgrund CMD verschrieben.
Das hat mich anfangs immer ca. 1 Woche lang beruhigt. Ende Juli dann habe ich die ZÄ noch einmal gebeten, den Kiefer zu röntgen. Auch hier war die Aussage: So ein Röntgenbild würde manch einer sich wirklich wünschen. Danach hatte ich Urlaub und auch so mehr oder weniger Ruhe (keine Angst).
Die Physiotherapie hat leider gar nichts gebracht, weil die Therapeutin lediglich meinen Nacken massiert hat. Das war zwar sehr angenehm, aber ich denke, doch eher nicht sinnvoll für das Kieferproblem. Weiterhin bin ich also regelmäßig ca. 1x die Woche bei der ZÄ aufgeschlagen zum Kontrollieren. Mittlerweile mussten mich schon alle für leicht bekloppt halten (ich mich selbst auch). 😡
Die ZÄ meint, es sei ein muskuläres Problem durch die Anspannung (Angst) und das “Zähnepressen”. Der Orthopäde sagt, Muskelverhärtung, der HNO sagt “Muskelverhärtung”. Also eigentlich weiß ich, was das Problem ist. Aber ich habe trotzdem dauernd ANGST! Ich habe Angst, dass irgendwas übersehen wird und sich in meinem Kiefer ausbreitet und ich dann irgendwann einfach nicht mehr zu heilen bin. Diese Angst macht mich fast wahnsinnig. Sie kontrolliert meinen Alltag. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Und meine Frage ist: Soll ich mich auf alle Aussagen verlassen und versuchen, damit klar zu kommen und eine Psychotherapie machen? Oder ist es sinnvoll, weitere Untersuchungen machen zu lassen?

Hier meine Symphtome:

– Schmerzen im Kiefergelenk, Ohr
– Schmerzen in der linken Gesichtshälfte (Wange Richtung Kinn). sowie der Hals linksseitig
– manchmal fühlt sich die linke Wangenseite wie taub an
– extreme Muskelschmerzen im vorderen und seitlichen linken Halsbereich, im Nacken, der linken Schulter und linker Arm
– manchmal unterschiedliche Bewegungs”schmerzen” wie z.B., dass beim “Kopf-in-den-Nacken-legen”, ein ziehender Schmerzen durch das Kiefergelenk und den linken Unterkiefer zog. Es fühlte sich an, als wäre da ein Strang drin, der sich total spannt (echt schwer zu beschrieben).
– es fühlt sich manchmal so an, als wären alle Gefäße und Muskeln miteinander “verknotet”
– Die “Schmerzen” sind eigentlich nie wirklich stark. Alles ohne Schmerztabletten auszuhalten. Manchmal fühlt es sich an, wie ein Krampf. Nachts habe ich GAR NICHTS und schlafe phantastisch. Wenn ich mich bewege und abgelenkt bin, geht es mir gut. Ebenso wenn ich heiß bade oder einfach in Ruhe abgelenkt bin. Sobald ich mich gedanklich damit befasse, geht es mir sofort schlechter. Schaffe ich es ein paar Tage, nicht ständig meinen Mund aufzureißen oder mir am Zahnfleisch rumzufühlen oder von außen ständig meinen Unterkiefer platt zu drücken, geht es besser.
– Trotzdem kommen immer wieder Situationen, wo ich plötzlich davon überzeugt bin, dass ich doch was Schlimmeres habe. Was zwangsläufig dazu führt, dass ich wieder vor dem Spiegel stehe und mich selbst maltretiere.

Morgen habe ich wieder einen Termin bei meiner ZÄ, um oben links zwei neue Füllungen zu machen. Danach soll eine neue Funktionsanalyse gemacht werden, um eine neue Schiene anzufertigen.
Ab nächster Woche habe ich wieder 10 neue Termine zur Physio- und manuellen Therapie in einer anderen Praxis.
Was meinen Sie? Soll ich diese Entwicklung erst einmal abwarten oder würde es auch Ihrer Sicht durchaus Sinn ergeben, nach weiteren Untersuchungen (CT, MRT oder sowas) zu fragen???

Ich habe so viel über die chronische Osteomylitis (oder wie das geschrieben wird) gelesen, dass mich diese Gedanken einfach nicht mehr loslassen…

Entschuldigen Sie bitte, dass meine “Story” so lang wurde. Mich nervt das einfach alles selbst und ich möchte einfach nur meine Ruhe haben…

Danke und viele Grüße
Danny

Belsky Answered question 6. September 2011