Lieber Herr Dr. Belsky,

Sie sagen immer, dass es keine schlechten Zähne gibt. Ich putze mit der Zahnbürste + Munddusche, Zahnseide und Interdentalbürsten und gehe jedes halbe Jahr zur Kontrolle + PZR. Trotzdem gehen meine Zähne immer mehr kaputt. Da meine Eltern sich nicht für Zahnpflege interessiert haben, wusste ich als Kind nur, dass man die Zähne abends putzen muss, was ich auch gemacht habe – so gut man das als (Klein-)Kind kann. Trotzdem hatte ich mit 3 Jahren schon Plomben in allen (!) Milchzähnen. Meine bleibenden Zähne sollten dann versiegelt werden – das hat meine Mutter abgelehnt und ist fortan gar nicht mehr mit mir zum Zahnarzt gegangen. Als ich dann 17 war, habe ich gemerkt, dass da was falsch läuft und bin zum Zahnarzt. Natürlich war Einiges zu machen, ein Zahn war sogar schon tot. Ich habe dann mein Putzverhalten geändert und wirklich intensiv gepflegt. Bei der PZR wird mir von der Dame auch jedes Mal gesagt, dass meine Zähne sehr gut gepflegt seien. Ich habe nie Zahnstein, lediglich Verfärbungen von der Mundspülung. Dass das letzte Mal mein Zahnfleisch geblutet hat, ist ewig her, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Und dennoch kann ich den Verfall meiner Zähne nicht aufhalten. Damals, mit Anfang 20, habe ich viele (z.T. große) Keramik-Inlays bekommen. Nun hat sich bei mehreren Inlays ein Spalt gebildet, in dem Karies sitzt. Bei einem Zahn hat der Zahnarzt das jahrelang übersehen, obwohl es auf dem Röntgen mehr als deutlich war (ich bekam das Röntgenbild erst nach Androhung rechtlicher Schritte ausgehändigt). Die WB (beim Endo) hat nicht funktioniert, die Revision auch nicht, eine WSR wollte ich nicht, da Sie schreiben, dass die nichts bringt, also ist der Zahn gezogen worden. Das hat mir sehr viel Angst gemacht. Ich habe mir einen neuen Zahnarzt gesucht, dem ich wirklich vertraue und bei dem ich merke, dass mein Wohl im Vordergrund steht und nicht sein Verdienst. Er beruhigt mich und sagt, dass man das alles schon lösen kann, es doch nur Zähne seien und ich mir davon nicht das Leben vermiesen lassen soll. Für mich sieht das aber anders aus. Ich bin am Boden zerstört, manchmal denke ich, am liebsten würde ich mir das Leben nehmen, um nie wieder an diese ganzen Zahnsorgen denken zu müssen. Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun soll, um wenigstens ein paar Zähne behalten zu können. Ich habe grundsätzlich keinerlei Angst vor zahnärztlichen Eingriffen, darum geht es nicht, und finanziell ist es dank einer guten Zusatzversicherung auch kein Problem, aber diese ganzen Sorgen, dass ich bald zahnlos dastehe, fressen mich auf. Was kann ich denn machen, um meine Zähne irgendwie zu erhalten, also die 27, die noch da sind? Vor ein paar Jahren hatte ich sogar Karies auf den Schneidekanten der unteren Frontzähne. Der Zahnarzt hat gesagt, dass er sowas noch nie gesehen hat. Ich bin 100 Prozent sicher, dass ich meine Frontzähne gut geputzt habe. Jeden Tag 2-3 Mal, dazwischen noch Zahnpflegekaugummis. Gibt es irgendeinen Grund, warum der Zahnschmelz derart angreifbar ist? ich weiß einfach nicht mehr weiter. Und ich verstehe nicht, wie man sagen kann, dass es “nur” Zähne sind. Ohne Zähne kann man nicht essen, nicht sprechen und nicht am sozialen Leben teilnehmen und meinen Job würde ich auch verlieren. Mal abgesehen davon, dass ein Verlust eines Zahnes ja monatelange Schmerzen und Eingriffe mit sich bringt. Bei mir war nicht mal Ruhe, als der blöde Zahn dann draußen war, ich hatte wochenlang eine Alveolitis. Wenn ich das jetzt alles noch 27 Mal erleben muss, dann hat mein Leben Null Lebensqualität mehr. Oder sollte ich mir besser alle Zähne ziehen lassen und mich mit einer Vollprothese anfreunden? Mein Zahnarzt hat mich nur ausgelacht, als ich das gesagt habe, er meinte das sei völlig absurd, weil ich keinerlei Paradontitis hätte und nur ein Zahn wurzelbehandelt sei. Aber die vielen großen Füllungen sind für mich wie Zeitbomben. Ich traue mich nicht mal mehr in den Urlaub zu fahren, aus Angst, dass mir ein Zahn hochgeht und ich keinen Endodontologen aufsuchen kann und der Zahn dann gezogen werden muss. Und zudem wäre bei einer Vollprothese ja das Problem, dass der Kieferknochen schwindet und in einigen Jahren keine Prothese mehr hält. Ich bin erst 30 – d.h. ich müsste dann ab 50 zahnlos und prothesenlos rumlaufen? Mir macht es so Angst, dass es keine wirkliche Lösung gibt. Ich will doch eigentlich leben und für meine Familie da sein, aber die Angst macht mir alles zunichte. Was kann ich bloß tun?

Belsky Answered question 19. Dezember 2016